Seat Leon Cupra ST (21)

Seat Leon Cupra ST – nur ein kastrierter Golf R Variant?

Wirklich kastriert wirkt der Seat Leon Cupra ST eigentlich nicht, auch wenn es ihm bis zum Level des Golf R Variant noch etwas an Leistung fehlt. Verzichtet man auf die luxuriösere und besser ausgestattete Welt des Wolfsburgers, lässt sich allerdings ordentlich Geld sparen – genauer gesagt rund 7.000 Euro.

Weniger Kombi, mehr Frontsau: Der Seat Leon Cupra ST

Der Golf und der Löwe. Womöglich ein ewig währender Konkurrenzkampf, der zu allem Übel auch noch konzernintern und auf gemeinsamer technischer Basis ausgetragen werden muss. Doch ebenso wie es für die Ableger aus Tschechen preisbewusstere Käufer gibt, lockt auch die spanische VW-Tochter Seat immer wieder Kunden zu den Schwestermodellen. Wo ein Vergleich zum Skoda Octavia RS mitunter schwierig ausfällt (weil ihm in der Limousinen-Ausführung einfach das Hothatch-Fließheck fehlt), sind der Golf R und der Seat Leon Cupra ST zumindest mit gleicher Formgebung bestückt.

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Serienmäßig mit LED-Scheinwerfern unterwegs: Der Seat Leon Cupra ST.

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Auch mit Frontantrieb hinreichend flink: Der Seat Leon Cupra ST mit wahlweise 265 oder 280 PS.Erstmals in der Konzerngeschichte bringt Volkswagen sein Topmodell auch als Variant auf den Markt. Da läge wohl nichts näher, als auch auf spanischer Seite ein entsprechendes Gegengewicht zu schaffen. VW Golf R Variant trifft Seat Leon Cupra ST: Der Golf ist stärker, der Leon schwächer. Der Golf hat Allrad, der Seat ist eine Frontschleuder. Der Golf bietet mehr Ausstattung, der Leon dagegen mehr Auto für’s Geld. Der Golf hat mehr Ladevolumen, der Leon sieht dafür weniger nach Kombi und latent sportlicher aus. Kann es dabei überhaupt einen Konzerngewinner geben?

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Der Seat Leon Cupra ST in verschiedenen Lackierungen und Ausführungen versammelt.

Der Seat Leon Cupra ST ist nicht zum Kräftemessen

Schaut man beim Seat Leon Cupra ST genauer hin, zeigt sich aber leider die ein oder andere Schwachstelle gegenüber dem Wolfsburger Kernprodukt. Der turbo-betriebene Vierzylinder-TSI kommt in puncto Leistung nur knapp an die des Golf R heran, was in Zahlen ausgedrückt erst einmal erniedrigend wirkt: Man hat beim Kauf die Wahl zwischen 265 oder 280 Pferden, entgegen der Spitzenleistung von 300 PS des Golf R. Das Drehmoment des Spaniers bemisst 350 Nm, während der Wolfsburger nochmals 30 Zähler mehr auf den Prüfstand wirft. Die Verteilung des Moments über die Drehzahl verläuft weitestgehend gleich, wäre da nicht noch ein eklatanter Unterschied.

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Der Golf R Variant bekommt per definitionem den 4MOTION-Stempel aufgedrückt, wohingegen der Seat Leon Cupra ST jegliche geschöpfte Kraft allein über die Vorderräder auf die Straße bringen muss. Soweit Grip und Feingefühl für das Gaspedal stimmen, stellt dies noch kein Problem dar. Wohl aber, wenn es um den Kavalierstart oder ans Kräftemessen geht. Hier verliert der Spanier eine geschlagene Sekunde, um aus dem Stand auf Tempo 100 zu schnellen. Zwar wohnt auch ihm eine Differenzialsperre für die Antriebsachse inne, im Fall der Fälle kann die Differenz zum Golf R aber auch großzügiger ausfallen – je nach Beschaffenheit des Untergrunds. Für die Topspeed-Fans gibt es aber Entwarnung: Eine Vmax von 250 Km/h ist bei beiden Ausführungen drin, gleichzeitig aber auch das elektronische Limit.

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Agil dank Progressivlenkung und ESP-Abschaltung

Wo er im Antritt etwas schwächelt, entgeht dem Seat Leon Cupra ST bei laufender Tour aber keineswegs der Fahrspaß. Bei schnittiger Kurvenlage wird der Schlupf durch die serienmäßige XDS-Sperre an der Vorderachse weitestgehend möglich kompensiert, die Progressivlenkung unterstützt der Fahrer zudem sowohl beim Einparken wie auch bei Spurwechseln mit höherem Tempo. Mit der Dynamic Chassis Control (DCC) fährt es sich in puncto Fahrwerk ebenfalls adaptiv, die CUPRA Drive Profile reichen von Comfort über Sport bis hin zum CUPRA-Modus. Sie wirken sich auf den Soundgenerator, die Dämpfung, Lenkung, die Differenzialsperre sowie ggf. den Schaltzeitpunkt aus (letzteres nur bei vorhandenem DSG). Wer zusätzlich etwas mehr Dynamik oder gar Drifts zulassen möchte, kann das ESP-System in zwei Stufen zurückfahren bzw. gänzlich deaktivieren.

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Gegenüber dem Golf R kann der Seat Leon Cupra ST sogar mit einer Top-Serienausstattung beim Licht punkten: Die Voll-LED-Lichter sind obligatorisch beim Spanier verbaut, der Wolfsburger bekommt „lediglich“ einen Satz Bi-Xenonbrenner implantiert. Seine Performance-Bremsanlage kann der Seat ebenso gut heißen, mit der 280 PS-Ausführung sind zudem sogar Titan-lackierte 19-Zoll-Räder in den Radhäusern verbaut und ein Dachkantenspoiler serienmäßig mit an Board. Obendrein trägt die Topversion des Seat Leon Cupra ST Bremssättel mit CUPRA-Schriftzug, schwarze Außenspiegel und Dekorelemente innen in Glanzschwarz oder Chrom.

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Eine Preisdifferenz, die sich rechnen kann

Beim Kassensturz macht sich abermals der Unterschied zwischen Seat Leon Cupra ST und Golf R Variant bemerkbar. Der Powergolf mit 300 PS sowie obligatorischem Allrad und DSG-Automatik kostet ab 42.925 Euro. Hält man die 280 PS-Version des Leon dagegen (wohlgemerkt mit Frontantrieb aber DSG-Aufpreis), landet man zunächst bei 35.560 Euro. Die Differenz bemisst sich klar weiterhin in Sachen Leistung, Antrieb und Ausstattung sowie einem kleineren Kofferraumvolumen, dennoch bietet der Spanier eine deutlich günstigere Alternative mit vergleichbarem Fahrspaß an. Nicht zu vergessen ist auch das dezent geringere Eigengewicht, was beim Golf durch die Haldex-Kupplung sowie das Vier-Rad-EDS höher ausfallen muss.

Fotos: Seat

Redaktion

Redaktion von meinGOLF.de

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