Auf der ersten richtigen Fahrt kam nach 180km zügiger Fahrt direkt die erste Panik...
*DING* Bitte Ölstand prüfen!
Sofort auf 90km/h runter, hinter einem LKW einsortiert und beim nächsten Rastplatz angehalten um dieser Aufforderung nachzukommen.
Auch nach mehreren Minuten damit sich das Öl sammeln kann, war nur noch die unterste Spitz vom Ölmessstab von Öl benetzt.
Eine Sichtprüfung des Motorraums und Unterboden ließen keinerlei Ölneben/-flecken oder sonstiges erkennen und auch nach 15 Minuten war kein einziger Tropfen Öl unter dem Auto sichtbar.
Glücklicherweise hatte ich noch eine Transportflasche mit 1L vom übrig gebliebenen Addinol befüllt und in den Kofferraum gepackt.
Damit war ich dann knapp unter Minimum und habe mich bis zur nächsten Tankstelle gerettet, dort dann 3x 1L Liqui Moly 5W40 Leichtlauf HC-Synthese zu einem horrenden Preis gekauft und erstmal wieder aufgefüllt um die restliche Strecke zu absolvieren.
Natürlich begann sofort das Rätselraten, was denn nun dafür verantwortlich sein könnte.
Da der Motor von außen knochentrocken war und keinerlei Leckstellen ersichtlich waren, musste es irgendwie im Brennraum mitverbrannt werden.
Mittels verschiedener Fahrmanöver ließ sich aber keinerlei (bläuliche) Rauchentwicklung provozieren, ich blieb etwas verwundert.
Aufgrund der aktivierten Bauteileschutz-Routine im Steuergerät durch Unterschreitung des Mindestölstandes ging im Laufe der restlichen Fahrt exakt alle 100km erneut die Meldung an, welcher ich auch Folge leistete.
Als die erste Wiederholung nach nur 100km wieder auftrat, wurde mir direkt etwas mulmig, bei der Kontrolle konnte ich aber auch nach mehrmaliger Prüfung keinen weiteren gravierenden Ölverbrauch feststellen.
Die restliche Fahrt beschränkte ich mich auf 120-140km/h und fuhr sehr behutsam, sodass nach dem Tankstellen-Auffüllen auf MAX beim Erreichen des Ziels der Stand auf MIN gefallen war aber nicht darunter.
Zunächst war dann die Überlegung, dass durch die Ölspülung möglicherweise ein paar Verkokungen und sonstige Verstopfungen gelöst wurden, die aber vorher eine entsprechend abdichtende Funktion geleistet hatten.
Die wahrscheinlichste Stelle dafür, die ich mir vorstellen konnte, waren die Ventilschaftdichtungen im Zylinderkopf.
Nach dem Jahreswechsel dann in aller Ruhe mal nachgeschaut um der Sache auf den Grund zu gehen, und siehe da: 15 von den 16 Ventilschaftdichtungen war ausgenudelt, verrutscht oder teilweise schon regelrecht zerfetzt.
Da ich mit einem solch gravierenden Ölverbrauch logischerweise keine weiteren Langstreckenfahrten absolvieren wollte, aus Sorge um den KAT, habe ich mich dann irgendwie dazu durchgerungen den Zylinderkopf instandsetzen zu lassen.
Schlussendlich umfasste dies die folgenden Tätigkeiten, welche im Mai/Juni 2021 durchgeführt wurden:
- Ventilsitz aller Ventile säubern und korrigieren wo nötig
- Ventilführungen Auslassseite korrigieren
- alle Ventilschaftdichtungen neu
- Hydrostößel neu
- Nockenwellen poliert ("geläppt") - die Lagerschalen sahen angeblich noch gut aus
- neue Steuerkette + Kettenspanner
- neuer Nockenwellenversteller (sackteuer, ohne diesen Austausch wollte der Instandsetzer verständlicherweise keine Garantie auf die Instandsetzung geben)
- Kontaktfläche zum Block einmal drübergeplant
Leider gestaltete sich der Ablauf dieses Auftrags unfassbar bescheiden, Kommunikationsprobleme mit dem Instandsetzer, Missverständnisse und dann haben es die Deppen sogar noch geschafft beim Aufziehen der Steuerkette geschafft die Einlassnockenwelle um einen Zahn versetzt aufzuziehen...
In genau dem Zeitfenster hatte ich mehrfach beruflich Nachtschicht und Rufbereitschaft, was das alles nochmal zusätzlich schwieriger und nerviger gemacht hat.
Schlussendlich hat jener Instandsetzer dann sage und schreibe für 8 Wochen Verzögerung gesorgt, was dann wiederum für Zeitdruck gesorgt hat um das Auto wieder fahrbereit zu bekommen für den nächsten geplanten Familienbesuch.
Nachdem alles wieder zusammen und dicht war, inklusive neuem Ölfilter und frischem Öl, habe ich diesmal noch einen Autobahntest vor der eigentlichen Fahrt gemacht.
Leider stellte sich hier prompt eine Ernüchterung ein, als nach ~110km Autobahn Vollgas wieder die "Ölstand prüfen" Meldung erschien und der Füllstand auf knapp unter Minimum gefallen war.
Ratlosigkeit, weiterhin der Motor und Motorraum knochentrocken, keine Spuren von Öl oder Ölnebel, auch keine Ölflecken unterm Auto.
Ja wo geht denn nun das ganze Öl hin...
Ein weiteres Mal auf MAX aufgefüllt und dann ganz entspannt die Langstreckenfahrt angetreten.
Dabei behutsam gefahren, Vollgas gemieden, bei ~120-140km/h eingependelt was bei der verbauten Übersetzung im 6. Gang etwa ~3800-4200rpm entspricht.
Mit dieser Fahrweise war der Ölverbrauch geringer aber mit ~700ml auf 700km immer noch deutlich zu hoch.
Eine Kontrolle der Drosselklappe und der Ansaugbrückte zeigte ebenfalls keine starken Ölspuren, sodass Kurbelgehäuseentlüftung bzw. das Ventil / die Membran vom Ölabscheider auch ausgeschlossen werden konnte.
Nach meinem Verständnis ist die letzte verbleibende Stelle nun wirklich Kolben und Zylinder, speziell der Ölabstreifring.
Da der Motor sonst keinerlei Aussetzer / Zündungsprobleme / Rundlaufprobleme zeigt und auch erwartbare Leistung liefert, müsste die Kompression in Ordnung sein.
Ich habe mir bereits ein Kompressionstester-Kit bestellt, hatte aber noch keine Gelegenheit das mal durchzuführen.
Über die letzten Wochen habe ich dazu etwas recherchierte, verschiedene Motoreninstandsetzer kontaktiert (mit Außnahme des inkompetenten Idioten vom Zylinderkopf) und Angebote für eine Instandsetzung des Blocks eingeholt.
Aufgrund des etwas exotischeren Motormodells gestaltet sich das leider etwas schwieriger als gehofft und soweit mir mitgeteilt gibt es Übermaßkolben nur aus dem Zubehör, deren Verfügbarkeit wohl auch eher schlecht ist.
Für diese Tätigkeit gibt es fast ausschließlich Angebote für die 2.0 *T*FSI Motoren, nicht aber die 2.0 FSI Saugmotoren.
Ich habe nun noch eine Zusage unter Vorbehalt für nächsten Monat wo ich noch auf Bestätigung warte, dass sie wirklich an die passenden Übermaßkolben, Pleuellagerschalen und co rankommen.
Mir ist das Auto inzwischen echt etwas ans Herz gewachsen und den Point-of-no-Return habe ich bereits überschritten, nun muss ich das auch durchziehen.
Da für eine Instandsetzung des Motors das ganze Teil eh raus muss, und die Kupplung bei Nutzung der Motorbremse beim Runterschalten ab und an leichte Vibrationen erzeugte, liegt hier nun schon ein Kupplungssatz von SACHS inklusive neuem Zweimassenschwungrad.
Und natürlich nochmal ein 3x5L Paket Addinol sowie zwei neue Ölfilter.
Anbei noch eine Impression einer ausgelutschten Ventilschaftdichtung, die nicht mehr sauber rings um den Ventilschaft sitzt.