Mit lebensgefährlichem Auto durch den TÜV
© DDP Inspektion: Welche Einbauten trägt der TÜV ein?
Schneller, lauter, tiefer - mit Tuningteilen verwandeln Bastler alte Autos in flotte Flitzer. Doch oft kommen illegale Umbauten nicht durch den TÜV. stern TV kam TÜV-Prüfern auf die Spur, die gefährliche Fahrzeuge legalisieren.
Bremsen aus einem BMW, Räder aus einem Porsche und eine selbstgebaute Auspuffanlage hat Emmo K. in seinen Volkswagen LT montiert. Der gelernte Kfz-Meister aus dem Ruhgebiet bastelt seit Jahren an dem Bus aus dem Jahr 1989. Eine neue Zulassung für den Wagen hat er vom TÜV bisher nicht bekommen, weil das Auto durch das Tuning nicht mehr verkehrssicher ist.
Zusammen mit einem Kamerateam von stern TV versuchte Emmo K., eine TÜV-Prüfstelle zu finden, die alle Umbauten in die Fahrzeugpapiere einträgt. Im Internet macht das Team eine Tuning-Werkstatt ausfindig, die mit Sonderabnahmen aller Art wirbt. Die Firma soll den Kontakt zu einem TÜV-Prüfer vermitteln. Für 700 Euro soll sein Wagen durch den TÜV gebracht werden.
TÜV-Plakette trotz katastrophaler Bremsen
Am Tag der Abnahme fährt Emmo K. mit versteckter Kamera zur Werkstatt, wo noch andere Tuning-Fans mit ihren frisierten Autos warten. Ein Mitarbeiter der Firma führt die Fahrzeug-Besitzer in einem Konvoi auf ein Industriegelände. Von hier aus bringt der Mann die Wagen einzeln zur ortsansässigen TÜV-Prüfstelle. Nach etwa 20 Minuten kommt jedes Auto zurück - mit der Nachricht: "Alles in Ordnung."
Bei dem Wagen von Emmo K. dauert die Abnahme 45 Minuten, da der Prüfer mit dem Auto erst noch einmal um den Block fahren will. Bei der Übergabe ist dann auch hier "alles in Ordnung", obwohl K. gleichzeitig mündlich darauf hingewiesen wird, dass seine Bremsen katastrophal seien. Die Papiere für sein Fahrzeug werden ihm mit allen gewünschten Eintragungen einige Tage später per Nachnahme zugeschickt.
In der Nähe von Augsburg versuchen Emmo K. und stern TV den gleichen Wagen über eine andere Tuning-Werkstatt durch den TÜV zu bringen. Die Vermittlungsgebühr beträgt hier allerdings 1550 Euro. Anders als beim ersten Test kommt ein Prüfer der TÜV-Stelle aus Augsburg direkt in die Werkstatt. Notwendige Messungen und Tests können also nicht durchgeführt werden. Nach einer halben Stunde wird der VW wieder aus der Werkstatt gefahren. Noch am gleichen Abend holt die Frau des Werkstatt-Besitzers die Fahrzeug-Papiere in Augsburg ab. Auch hier läuft alles problemlos ab.
Ordnungsgemäße Abnahme hätte 16 Stunden gedauert
Bescheinigt wurde von beiden TÜV-Prüfstellen eine Einzelabnahme nach Paragraph 21 der Straßenverkehrs-Zulassungsordnung (StVZO). Hierzu gehören mehrere aufwendige Tests, bei denen alle Bauteile im Fahrzeug - ähnlich wie bei einem neu erfundenen Auto - auf ihre Verkehrssicherheit hin geprüft werden müssen. Nach Einschätzung des unabhängigen Sachverständigen Dr. Ulrich Krumme aus Dortmund hätte eine solche Einzelabnahme bei dem VW LT "etwa 16 Stunden" gedauert - und dann hätte das Ergebnissen lauten müssen: Der Wagen darf nicht in den Verkehr!
Offensichtlich stellten die Prüfer der jeweiligen TÜV-Stellen bei der Abnahme ein Gefälligkeitsgutachten aus. Die Vermittler in den Tuning-Werkstätten verdienten an dem Geschäft jedenfalls recht gut.
das ist der auszug von sterntv.de